Aktuelles

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Biofeedback und Neurofeedback in der Ergotherapie

"Ergotherapie" unterstützt und begleitet Menschen jedes Alters, die in ihrer Handlungsfähigkeit eingeschränkt oder von Einschränkung bedroht sind. Ziel ist es, sie bei der Durchführung für sie bedeutungsvoller Betätigungen in den Bereichen Selbstversorgung, Produktivität und Freizeit in ihrer persönlichen Umwelt zu stärken. "Hierbei dienen spezifische Aktivitäten, Umweltanpassung und Beratung dazu, dem Menschen Handlungsfähigkeit im Alltag, gesellschaftliche Teilhabe und eine Verbesserung seiner Lebensqualität zu ermöglichen."

Anwendungsgebiete von Biofeedback in der Ergotherapie ADHS und Konzentrationsstörungen

Anwendungsgebiete von Biofeedback in der Ergotherapie ADHS und Konzentrationsstörungen

Eine herabgesetzte Aufmerksamkeitsspanne, erhöhte motorische Aktivität und spezifische Lernstörungen beeinträchtigen Kinder mit ADHS spätestens im Schulalter.

Das EEG-Training (auch Neurofeedback genannt) bei ADHS Probanden hat, als zum Ziel den Energieinhalt des Spontan EEG im Bereich des Beta-Bandes zu erhöhen (was stellvertretend für eine erhöhte Aufmerksamkeit steht) und im Theta-Band zu vermindern. Über die Verwendung kindgerechter Feedbacks (Geschichten) kann die Motivation zum Training bei den jungen ADHS Klienten geweckt und aufrechterhalten werden.

Die Evidenz zu Neurofeedback ist mittlerweile so groß, dass die Indikation im 2016 erschienenen Review „Evidence-based practice in Biofeedback and Neurofeedback“ mit der Studie 5 (höchste Stufe) „Wirksam und spezifisch bezeichnet wurde.

Wohl unter Anderem aus diesem Grund kann nach Ansicht des GKV-Spitzenverbandes der Krankenkassen, die Neurofeedback-Technik bei Vorliegen einer entsprechenden medizinischen Indikation im Rahmen der zur Verfügung stehenden ergotherapeutischen Heilmittel vom Ergotherapeuten eingesetzt werden.

Depression

Depression

Bei der Behandlung von Depression mithilfe von klassischem Biofeedback hat sich das Training der Herzratenvariabilität als vielversprechend gezeigt. Bei der Modalität trainieren Klienten ihren Herzschlag und die Atmung in Einklang zu bringen.

Rehabilitation

Rehabilitation

Eine besondere Rolle kann Biofeedback in der Rehabilitation (zB nach Schlaganfällen) einnehmen. Hier ist die Phase der Wiederherstellung/des Trainings von Muskelaktivität oft mühsam und geht nur in kleinen Schritten voran. Diese Schritte sind sogar manchmal so klein, dass man einen Fortschritt vielleicht gar nicht mitbekommt. Das beeinträchtigt die Motivation.

Dadurch, dass EMG-Biofeedback aber selbst kleinste Veränderungen der Muskelaktivität misst und anzeigt, kann dem Probanden hier anschaulich vor Augen geführt werden, dass der eingeschlagene Weg funktioniert und dass man einfach „dranbleiben“ muss.

Chronische Schmerzen

Chronische Schmerzen

Auch chronische Schmerzen gehören zum Spektrum vieler Ergotherapeuten. Hier kann Biofeedback dazu dienen, den Teufelskreis aus Schmerz-Spannung-Stress-mehr Spannung-mehr Stress-mehr Schmerz zu durchbrechen. Durch gezieltes Senken von Muskelaktivität können Probanden erlernen, dem Schmerz aktiv entgegenzutreten.

Dies verbessert auch die (bei chronischen Erkrankungen oft verminderte) Selbstwirksamkeit der Probanden.

Epilepsie

Epilepsie

Eine Studie von Nagai et al. (2004) hat gezeigt, dass durch ein Biofeedback-Training des Haut Leitwertes therapieresistente Epilepsie gelindert werden konnte. Beginnenden Anfällen kann entgegengewirkt werden, indem der emotionale und vegetative Aktivitätsgrad bewusst gesteigert wird.

Es wird vermutet, dass die willentliche sympathische Aktivierung hier die Amplitude langsamer kortikaler Potentiale verringert, welche an einer anormalen kortikalen Aktivität beteiligt zu sein, die man bei Epilepsien beobachtet.

Einsicht in körperliche Prozesse

Einsicht in körperliche Prozesse

Vielen Probanden fehlt fast jegliche Fähigkeit zur Interozeption, man könnte (unwissenschaftlich) sagen, dass Sie den Zugang zu Ihren eigenen Empfindungen und Körperwahrnehmung Prozessen verloren haben. Durch die Darstellung dieser körperlichen Prozesse kann dieser Einblick wieder geöffnet werden und eventuell auch eine kognitive Umbewertung von Körperempfindungen stattfinden. Vielen Probanden ist mit Biofeedback auch zum ersten Mal der Zusammenhang, welchen wir als bio-psycho-soziales Krankheitsmodell kennen, bewusst.

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